Hilft Kaffee bei Multipler Sklerose?

Kann Kaffeegenuss vor Multipler Sklerose schützen?

Kaffee gehört zu einem der Lebensmittel, die mittlerweile wohl mit am besten erforscht worden sind. Jedes Jahr kommen Dutzende neue Studien auf den Markt, die darauf hinweisen, dass Kaffee viel gesünder für uns sein könnte, als das bisher angenommen wurde.

Die Forschungsergebnisse lassen darauf schließen, dass Kaffee neben seiner belebenden Wirkung das Herz und die Gefäße stärkt, vorbeugend gegen Diabetes eingesetzt werden kann und bei einigen bestimmten Krebsarten wirken soll. Das sind gute Nachrichten für alle Genießer, die morgens nicht auf ihre Tasse Kaffee verzichten wollen!
Neueste Studien deuten darüber hinaus darauf hin, dass vier Tassen Kaffee täglich das Risiko an Multipler Sklerose zu erkranken verringern – aber was ist MS eigentlich und wie kann sich Kaffee positiv auf das Erkrankungsrisiko auswirken?

Was ist Multiple Sklerose?

Die MS, wie sie von Betroffenen meist nur genannt wird, ist eine Erkrankung, bei der es zu Entzündungen im Gehirn und Rückenmark kommt. Allerdings können sich die Symptome dieser Krankheit sehr unterschiedlich äußern und der Verlauf führt nicht, wie fälschlicherweise oft angenommen wird, in jedem Fall zu einem Leben im Rollstuhl.

Weltweit sind über 2,5 Millionen Menschen an Multipler Sklerose erkrankt, 130.000 davon leben nach Hochrechnungen in Deutschland. Jedes Jahr kommen knapp neue 2.500 MS-Erkrankungen hinzu – Tendenz weiterhin steigend. Unser Hirn ist wie eine Schaltzentrale aufgebaut: Von hier aus werden Impulse oder auch Signale über das Rückenmark an den Körper „geschickt“, der daraufhin reagiert. Und wie bei einem Schaltkreis auch, sind die Nervenfasern von einer „Schutzschicht“ umgeben, die wie eine Isolierung für die Nerven funktioniert: dem Stoff Myelin. Bricht nun die MS aus, greifen die Entzündungsherde eben diese Schutzschicht an und stören somit den „Datenfluss“ im Rückenmark. Es kommt dadurch dann zu Empfindungsstörungen wie Zittern, Kribbeln in den Gliedmaßen, und im schlimmsten Fall kann es zu dauerhaften Lähmungen kommen, die zu einem Leben im Rollstuhl führen können.

Dabei bricht die Multiple Sklerose in sogenannten „Schüben“ aus, die von einigen Wochen bis zu Monaten dauern können. Erst im späteren Verlauf nach 10 – 15 Jahren wird die Krankheit meist chronisch. Allerdings ist gerade MS eine sehr schwere zu erklärende Krankheit, denn sie kann sich von Patient zu Patient sehr unterschiedlich zu erkennen geben – man nennt sie deshalb übrigens auch die „Krankheit der 1000 Gesichter“. Erstaunlicherweise erkranken Frauen doppelt bis dreifach so häufig an der Krankheit als Männer – und das meistens in einem Alter von 20 – 40 Jahren.

Hat Kaffee eine schützende Wirkung vor MS?

Nachdem Kaffee schon bei anderen Krankheiten überraschende Wirkungen gezeigt hat, ist es kein Wunder, dass der Kaffeekonsum auch im Zusammenhang mit Multipler Sklerose untersucht wurde. Wissenschaftler konnten kürzlich bei einem Versuch beweisen, dass die Einnahme von Koffein bei genetisch vorbelasteten Ratten Multiple Sklerose verhindert.
Für den Versuch verabreichten die Forscher Ratten, bei denen die Gene im Vorfeld auf einen Ausbruch der Krankheit „programmiert“ wurden, täglich eine gewisse Koffeinmenge, die der von 6 – 8 Tassen Kaffee entspricht. Während bei diesen Tieren die Krankheit nicht ausbrach, erkrankten die Tiere der Kontrollgruppe, die kein Koffein zugeführt bekamen.

Erste Erklärungsversuche hören sich plausibel an: Demnach soll das Koffein verhindern, dass sich der körpereigene Stoff Adenosin – einer der vier Hauptgrundsteine menschlichen Erbguts – an den für die Krankheit verantwortlichen Rezeptoren absetzt. Und passiert dies nicht, können auch die Immunzellen, die für den Ausbruch der Krankheit verantwortlich gemacht werden, nicht ins zentrale Nervensystem gelangen, denn diese sogenannten T-Zellen brauchen das Adenosin.

Eine Untersuchung zweier Studien aus den USA und Schweden hat sich mit dem Kaffeetrinkverhalten sowohl von an MS erkrankten Patienten wie auch von gesunden Testgruppen befasst. Dabei kam man zu sehr ähnlichen Ergebnissen: Demnach sollen vier Tassen (laut US-Studie) und sechs Tassen laut schwedischer Studie pro Tag das Risiko an Multipler Sklerose zu erkranken um das Anderthalbfache verringern.

Das Problem bei diesen Studien ist allerdings fundamental: Noch ist nicht abschließend geklärt, was genau zur Entstehung von Multipler Sklerose beiträgt und warum diese Krankheit einen Verlauf nimmt, der in nicht wenigen Fällen damit endet, dass die erkrankte Person im Rollstuhl „endet“. Bis heute ist sich die Wissenschaft nur über eines Punktes wirklich einig: Bei der Entstehung von MS spielen sowohl genetische wie auch Umweltfaktoren eine erhebliche Rolle.

Allerdings beziehen diese Studien natürlich nicht mit ein, wie sich Kaffee bei bereits erkrankten Patienten auswirkt – Kaffee ist also kein wirkliches Heilmittel gegen Multiple Sklerose, die bereits „ausgebrochen“ ist! Allerdings sind die Studien über die Zusammenhänge noch lange nicht ausführlich beleuchtet worden. Uns könnten also in den nächsten Jahren noch mehr überraschende Vorteile des Kaffeegenusses erwarten.

Weiterführende Links
Congress of Neurological Surgeons

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