Nespresso öffnet seine Technologie für die Konkurrenz

Nespresso öffnet seine Technologie für die Konkurrenz

nespresso chef

Das Nespresso System mit den Alukapseln hat sich in den letzten Jahren zu einer unbremsbaren Erfolgsstory entwickelt, allerdings nicht ohne Kontroversen. Da wären zum einen die Umweltschützer, die Nespresso unnötigen Abfall durch die Aluminiumkapseln vorwerfen, aber auch die Gerüchte, dass Nespresso seine Kapseln demnächst mit einem Chip versehen wolle, die Fremdhersteller „ausschließen“ würden – und von diesen gibt es mittlerweile mehr als 200.

Doch Nespresso-Deutschlandchef weiß zu beruhigen: Er widersprach in der „Welt“ den Gerüchten und zeigte sich selbstbewusst. Nach Niels Kuijer würden die Nespresso-Kunden zwar vielleicht mal eine andere Kapsel ausprobieren, aber am Ende doch lieber wieder zu den Nespresso-Produkten zurückkehren.

Das Recht auf Technologie

Letztes Jahr kam es in Frankreich, wo Nespresso den Markt beherrscht, zu einer wichtigen Entscheidung. Das Kartellamt „verdonnerte“ Nespresso nämlich dazu, zukünftig seine Änderungen an den Kapselmaschinen sechs Monate vor Verkaufsstart den Konkurrenten zu übermitteln. So können diese sich auf die Veränderungen einstellen und ihre Kapseln dementsprechend anpassen.

Vorausgegangen waren dieser Entscheidung Beschwerden der Fremdhersteller, die meinten, dass Nespresso sie durch diese Änderungen bewusst schädigen und aus dem Markt drängen wolle, doch Niels Kuijer entgegnete darauf, dass die Veränderungen zu einer Verbesserung des Systems und des Kaffees gemacht werden, nicht um andere Hersteller auszuschließen.

Und so macht man bei Nespresso wohl aus der Not eine Tugend und sagt weiter: „Als Beweis für unser Bekenntnis zu einem fairen, weltweiten Wettbewerb haben wir den Austausch von technischen Informationen mit anderen Herstellern ausgeweitet. Das schließt jetzt auch Unternehmen außerhalb des französischen Marktes mit ein“ – auf gut Deutsch: bald können auch die Discounter, Supermärkte und direkten Vertriebspartner wie Dallmayr sich schon Vorab über die neue Technologie informieren und entsprechend reagieren.

Auch sonst läuft es gut für Nespresso

Im hart umkämpften deutschen Kaffee-Markt steht Nespresso recht gut dar, auch wenn Tuijer keine genauen Zahlen nennen möchte. Stattdessen plant man, das Angebot rund um die Nespresso-Kapseln noch zu erweitern. Nicht nur sollen zu den schon bestehenden Läden, die bereits unter anderem in Berlin, Hamburg oder Düsseldorf stehen, noch weitere dazu kommen, nächstes Jahr soll in München der „Cube“ eröffnet werden, ein Laden, der komplett von Robotern gemanagt wird.

Bis Ende 2016 soll es soweit sein, dass Kunden ihre Bestellung über die Daten der Nespresso-Clubmitgliedschaft aufgeben können und Roboter die Produkte bereitstellen und verpacken. Zwar sollen zu Anfang noch Mitarbeiter zugegen sein, die bei Fragen einspringen können, aber für die Zukunft sei geplant, den Laden vollkommen den Robotern zu überlassen. Das bedeute allerdings auch, dass man rund um die Uhr geöffnet haben könne – und wer kennt nicht den mitternächtlichen Drang, sich Kaffeekapseln zu holen? Doch Innovation wird groß geschrieben im Hause Nespresso.

Supersize me: Nespresso bringt Kapselmaschine für große Getränke

Die Amerikaner sind es mal wieder, denen der gute alte Nespresso einfach zu klein war. Deshalb wurde dort letztes Jahr die Vertuoline vorgestellt (und vorerst wird es sie wohl auch nur dort geben!), ein Kaffeesystem, welches mit größeren Kapseln für größere Tassen operiert.

Ob die Vertuoline es vielleicht doch noch nach Deutschland schaffen könnte, ist ungewiss, allerdings sieht Tuijer riesiges Potential auf dem Kaffeekapselmarkt. Immerhin seien im letzten Jahr über 2,2 Milliarden Kapseln über die Ladentheken gegangen, und auch, wenn einige Experten unken, dass sich das Kaufverhalten langsam wieder ändere, gibt sich Tuijer optimistisch.

Ein Grund für den Erfolg des Unternehmens ist auch die genaue Analyse und das Reagieren auf die verschiedenen Märkte: während die Spanier und Portugiesen gerne in Boutiquen einkaufen, shoppen die Deutschen beispielsweise lieber online. Durch solche Analysen können die Manager punktgenau auf die Käuferschaft reagieren und der Erfolg scheint ihnen Recht zu geben.

Natürlich wird auch die Gastronomie oder andere Großkunden (unter anderem Lufthansa und British Airways) nicht vergessen, denn für sie gibt es spezielle Kapselmaschinen und Kapseln, um ihre Kunden zu verwöhnen. Und da die Gastronomie-Geräte im fünfstelligen Bereich liegen, ist hier vielleicht sogar die Zukunft von Nespresso beheimatet.