Kaffee aus Kolumbien
Kaffeeanbau in Kolumbien
Kolumbien zählt zu den führenden Kaffeeanbauländern weltweit. Die kolumbianischen Arabica Kaffees zeichnen sich durch einen vollen, weichen Geschmack aus – je nach Sorte unterlegt mit frischen Zitrus- oder süßlichen Nussaromen. Die feinsten Kaffeequalitäten werden in der Region Medellin angebaut: Die Ausgewogenheit dieses Kaffees und sein kraftvoller Körper machen ihn bei relativ geringem Koffeingehalt zu einem Spitzenkaffee, für den Höchstpreise erzielt werden.
Wissenswertes über Kolumbien
Kolumbiens Lage im nördlichen Teil Südamerikas, mit Küstenlinien am Pazifik und dem Karibischen Meer, machen es zum Nachbarn von Brasilien, Venezuela, Panama, Peru und Ecuador. Der Wahlspruch des Landes „Libertad y Orden“ (deutsch: Freiheit und Ordnung) entspricht mehr kolumbianischem Wunschdenken als der Realität. Zwei Drittel der Kolumbianer leben in Großstädten. Die kolumbianische Hauptstadtmetropole Bogotá zählt mehr als 8,6 Mio. Einwohner. Die Bevölkerung des Landes ist bunt gemischt: indigene Urbevölkerung, Nachfahren spanisch stämmiger weißer Kolonisten und afrikanischer Sklaven. Etwa 58 % der Kolumbianer sind Mestizen. Mit mehr als 46 Mio. Einwohnern ist Kolumbien der kleinere Bruder des Nachbarn Brasilien. Im Gegensatz zur Politik Brasiliens liegt der Fokus der kolumbianischen Regierung jedoch auf dem schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen des Landes.
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Kolumbianische Kaffeehistorie
Erst Anfang des 19. Jahrhunderts gelangten die ersten Kaffeepflanzen nach Kolumbien. Ein katholischer Geistlicher, der auf den Antillen lebte, brachte sie über Venezuela nach Kolumbien. Sehr schnell wurde klar, dass die klimatischen Bedingungen Kolumbiens sich optimal für den Kaffeeanbau eignen. Die Durchschnittstemperaturen bewegen sich beispielsweise in Medellin und Cali zwischen 24 und 26°C. Kaffee gedeiht am besten in tropischen Regionen mit geringen Temperaturschwankungen. Inzwischen nimmt Kolumbien im Reigen der Kaffeeanbauländer – nach Brasilien und Vietnam – weltweit den dritten Platz ein.
Kolumbien und das FNC Kaffeezentrum „Cenicafé“ gelten als führend auf dem Gebiet des Kaffeewissens, innovativer Kaffee-Technologien und der Kaffeeforschung. Der nationale kolumbianische Kaffeebauernverband FNC veranstaltete im September 2014 mit 400 Wissenschaftlern aus 34 Ländern die 25. internationale Konferenz zur Kaffeeforschung „ASIC“. Diese Konferenz tagt im Abstand von 2 Jahren und dient dem wissenschaftlichen Austausch der Kaffee-Experten sowie Vertretern der Kaffeebranche. Kolumbien ist weltweit der größte Erzeuger von Arabica Kaffee. Kolumbianischer Arabica Kaffee ist von hervorragender Qualität und wird sortenrein in alle Welt verkauft. Kaffees aus Kolumbien zählen zu den besten der Welt.
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Kaffeeanbau an den Berghängen Kolumbiens
Die Kaffeebäume der Sorte Arabica sind hitzeempfindlich. Im Herzen Kolumbiens – im Kaffeedreieck Risaralda/Quindio/Caldas – finden sie in Höhenlagen zwischen 1000 und 2000 Metern beste Wachstumsbedingungen. Die Berghänge der Regionen Caldas, Antioquia, Cundinamarca, Norte de Santander und Tolina sind von Kaffeeplantagen bedeckt. Für etwa 2 Millionen Kolumbianer bildet der Kaffeeanbau die Lebensgrundlage.
In der Vergangenheit wurden auch in Kolumbien große Flächen tropischen Waldes gerodet und für Plantagen nutzbar gemacht. Eine typische kolumbianische Kaffeekulturlandschaft befindet sich in der Region Caldas um Manizales und Chinchiná. 2011 wurde diese spezielle Landschaftsformation in die Liste der UNESCO Weltkulturerbe-Stätten aufgenommen.
Auch das Departement Risaralda bietet mit seiner fruchtbaren Vulkanerde ideale Nährböden für den Kaffeeanbau und das durchgängig milde Frühlingsklima Quindios – des kleinsten Departements Kolumbiens, mit seiner Hauptstadt Armenia ist wie geschaffen für die Kultivierung von Arabica Kaffee.
Sorten und Verarbeitung des kolumbianischen Kaffees
Kolumbianischer Arabica Kaffee wird in drei Grundkategorien angeboten:
- Supremo Kaffee – große Bohnen von mittelkräftiger Qualität, fruchtigem Aroma und wenig Säure
- Excelso Kaffee – samtig im Geschmack, weich und säurebetont mit guter Geschmacksfülle
- UGQ – bedeutet so viel wie Durchschnittsqualität – „Usual Good Quality“
Die Haupterntezeit für kolumbianischen Kaffee liegt in der Zeit zwischen September und Dezember. Von April bis Juni wird nachgeerntet. In Kolumbien überwiegt – im Gegensatz zu den überwiegend maschinellen Ernteverfahren des Nachbarlandes Brasilien – das Pflücken der Kaffeekirschen mit der Hand. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass nur die reifen Kaffeekirschen geerntet werden: eine Garantie für die hohe und homogene Qualität des kolumbianischen Kaffees.
Die geernteten Kaffeekirschen werden maschinell gewaschen und ruhen dann für ca. 30 Stunden in sonnenbeschienenen großen Becken. Diese Fermentation der Früchte verstärkt das Aroma und den Koffeingehalt der Kaffeebohnen. Anschließend werden die Kaffeefrüchte in der Sonne getrocknet: entweder auf den Hausdächern der Kaffeebauern oder unter Glas. Im weiteren Verarbeitungsvorgang werden das Fruchtfleisch und das Pergamenthäutchen von den Kaffeesamen entfernt. Die Kaffeebohnen werden in Einheiten von 60 kg Säcken abgefüllt.
Wirtschaftliche Bedeutung des Kaffees für Kolumbien
Kolumbien ist noch immer ein Agrar- und Bergbauland, obwohl es als der industriell am meisten entwickelte Andenstaat gilt. Der Kaffeeanbau, kolumbianische Blumen (hauptsächlich Rosen) Früchte, sowie die Förderung natürlicher Ressourcen – Smaragde, Erdöl und Erdgas bilden die Schwerpunkte der kolumbianischen Wirtschaft. Der Kaffeeanbau ist für die Wirtschaft Kolumbiens ein stabilisierender und wichtiger Wirtschaftsfaktor. Trotz vielfältiger Bemühungen der Regierung konnte die Macht der Drogenkartelle in Kolumbien bislang nicht wirksam gebrochen werden. In früheren Zeiten hatten die Bauern Kolumbiens kaum Alternativen zum Anbau von Schlafmohn. Die Kaffeeproduktion bietet den Kleinbauern legale Verdienstmöglichkeiten. Geschätzte 2,7 Millionen Kaffeesträucher wachsen an den Berghängen Kolumbiens. Die etwa 150.000 Kaffeeplantagen Kolumbiens bedecken eine Fläche von 800.000 ha. Im Jahr 2013 wurden etwa 5 Mio. Tonnen Kaffee geerntet. Bei ca. 66 % der Plantagen handelt es sich um Großbetriebe – der Rest besteht aus unzähligen kleinen Plantagen, die meist von Familien bewirtschaftet werden. Hauptabnehmer für kolumbianischen Kaffee sind die USA, Deutschland, Belgien, Japan, Spanien, Frankreich, Großbritannien, die Schweiz und die Niederlande.
Die Situation der Kleinbauern
Die Preise für kolumbianischen Kaffee werden von der Regierung festgesetzt. Durch den Abschluss von Freihandelsabkommen mit den USA und Europa kam es zu verstärkten Billigimporten und der von der Regierung festgelegte Preis für den Kaffee deckte nicht einmal mehr die Produktionskosten. Im Jahr 2013 kam es deshalb zu heftigen Protesten der Kaffeebauern: 70.000 Kleinbauern streikten und demonstrierten. Viele Kaffeebauern sind verschuldet und sahen durch die niedrigen Preise keine Möglichkeit mehr, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Die Bauern der Provinz Caldas protestierten zudem gegen die Vergabe von Kaffeeanbauflächen an Bergbauunternehmen.
Die Mehrzahl der Kaffeebauern sind im FNC, dem Nationalverband der kolumbianischen Kaffeebauern organisiert. Der FNC initiiert immer wieder Programme zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kaffeebauern sowie für die Steigerung der Qualität und der Wertschöpfung im Kaffeeanbau. Insbesondere Nespresso hat sich finanzielle Hilfen um die Verbesserung der Lebensumstände der Kaffeebauern Kolumbiens verdient gemacht. Der FNC unterstützt auch die Neuanpflanzung von 3,2 Mio. Kaffeebäumen der Sorte „Castillo“, einer neuen Sorte, die resistent gegen Kaffeerost ist. Der Kaffeerost ist eine Plage, die in Südamerika schon manche Kaffee-Ernte vernichtet hat. Die neue Kaffeesorte wurde im Cinecafé – dem kolumbianischen Kaffeeforschungsinstitut für Kaffee – gezüchtet.
Damit das Wohl und Wehe nicht nur vom Ernteertrag des Kaffees abhängt, vermitteln Hilfsprogramme den Kaffeebauern, sich nicht nur auf den Erlös aus dem Kaffee zu verlassen, sondern auch Gemüse für den Eigenbedarf anzubauen und Bananenstauden zum Beschatten der Kaffeesträucher zu pflanzen.
Ein Fünfjahresprogramm des FNC soll in den ländlichen Regionen zudem den Zugang zu Bildung und sozialer Sicherung in den Gemeinden fördern. Auch die Gleichstellung der Frauen ist ein Anliegen des FNC. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des FNC liegt im Ausbau des schonenden Umgangs mit den natürlichen Ressourcen – dem Wasser und der Bodenqualität. Im Vergleich zu anderen Kaffeeanbauländern weist die Entwicklung in Sachen Nachhaltigkeit in Kolumbien in eine positive Richtung.