Der Kaffeefilter und seine faszinierende Geschichte

Kaffeefilter

Die Schlüsselrolle des Kaffeefilters in der Kaffeezubereitung

Die Zubereitung von Kaffee ist nicht nur ein Genuss, sondern hat auch eine reiche Geschichte, die eng mit der Entwicklung des Kaffeefilters verbunden ist. Bevor dieser seinen Siegeszug antrat, gab es in einigen Kulturen das „Aus-dem-Kaffeesatz-lesen“, eine Tradition, die in der Türkei besonders ausgeprägt war. Hierbei wurde der verbliebene Kaffeegrund mit geschlossenen Augen umgerührt, und die entstandenen Muster sollten Hinweise zu verschiedenen Lebenslagen liefern. Mit der Erfindung des Kaffeefilters verlor die westliche Welt zwar dieses faszinierende Orakel, gewann jedoch die Möglichkeit, ungetrübten Kaffeegenuss bis zum letzten Schluck zu erleben.

Die Anfänge: Von Sieben und Seihkannen

Die Herausforderung des Kaffeegenusses lag darin, das zurückbleibende Kaffeemehl zu eliminieren. Frühe Versuche, dies zu erreichen, beinhalteten Siebe oder Stücke sauberer Leinwand, was jedoch nur unzureichend funktionierte. In Frankreich wurde bereits 1795 Kaffee mit einer Seihkanne zubereitet. Diese bestand aus zwei Teilen, einem oberen Teil mit einem Sieb, in den das Kaffeemehl gefüllt wurde, und einem unteren Teil, aus dem der durchgelaufene Kaffee serviert wurde. Obwohl diese Siebfilter nicht so effektiv waren wie moderne Varianten, konnten sie zumindest einen Teil des Kaffeegrunds zurückhalten. Französische Seihkannen gab es in verschiedenen Ausführungen, von Ton über Porzellan und Emaille bis hin zu Kupfer und Silber.

Die Einkammer-Filterkanne aus den USA

Auch in den USA beschäftigte man sich bereits 1783 mit dem Problem und patentierte eine Einkammer-Filterkanne. Diese bestand aus einem Zylinder mit einem Sieb, das das Kaffeemehl zum Zylinderboden drückte. Jedoch war die Passgenauigkeit mangelhaft, und der Filtereffekt war unvollständig.

Die Karlsbader Kanne und ihre Beliebtheit

Vor dem Ersten Weltkrieg erfreute sich in den USA und insbesondere in Österreich, mit seinen zahlreichen Kaffeehäusern, die Karlsbader Kanne großer Beliebtheit. Diese kleine Sonderform der Seihkanne war für 1–2 Tassen konzipiert und bestand aus weißem Porzellan. Der obere Teil der Kanne hatte ein Doppelsieb aus Porzellan, das sich leicht reinigen ließ. Die Karlsbader Kanne wurde im böhmischen Karlsbad entwickelt, was auch ihre Bezeichnung erklärt. Bis heute sind Karlsbader Kannen im Handel erhältlich und werden von Kaffeekennern besonders für die Verkostung besonderer Kaffeesorten geschätzt. Die in der Karlsbader Kanne gefilterten Kaffees sind bekannt für ihre Feinheit und Milde.


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Melitta Benz und die Geburtsstunde des Filterpapiers

Im Jahr 1907 ärgerte sich Melitta Benz aus Dresden so sehr über den Kaffeegrund in ihrer Tasse, dass sie nach einer Lösung suchte. Sie experimentierte mit verschiedenen Materialien, bis sie schließlich ein Stück Löschpapier aus dem Schulheft ihres Sohnes stibitzte und auf den Boden einer Blechdose legte. Dies markierte die Geburtsstunde des Melitta-Filterpapiers. Ein Jahr später, am 20. Juni 1908, ließ sie ihr spezielles Filterpapier beim Kaiserlichen Patentamt als Gebrauchsmuster patentieren und gründete das Familienunternehmen mit einem Startkapital von 75 Reichspfennigen. Aus diesem kleinen Familienbetrieb entwickelte sich im Laufe der Zeit ein weltweit agierendes Großunternehmen.

Anfänglich waren die Kaffeefilter rund und hatten eine gewölbte Unterseite mit schrägen Durchflusslöchern, aber in den 1930er Jahren entwickelte das Unternehmen die nach unten schmal zulaufende Form des Kaffeefilters und die zugehörigen Filtertüten. Die neuen „Melitta-Schnellfilter“ waren mit Längsrillen versehen, die das Ablaufen des Kaffees aus dem Filter beschleunigten. Ursprünglich wurden Melitta Handfilter aus Porzellan gefertigt, später auch aus Kunststoff. Das Melitta-Filtersystem ist heute weltweit etabliert und wird in den meisten modernen Kaffeemaschinen für den Hausgebrauch verwendet.

Die Filtertüte erobert die Welt

Mit der Erfindung des Filterpapiers begann der weltweite Siegeszug der Filtertüte. Melitta Benz revolutionierte die Kaffeezubereitung, und die Filtertüte wurde zu einem unverzichtbaren Utensil in vielen Haushalten. Das Unternehmen entwickelte verschiedene Filtergrößen, die je nach Bedarf für 2 bis 12 Tassen Kaffee geeignet waren. Diese Innovation machte das ständige Nachgießen von kochendem Wasser überflüssig und erleichterte die Zubereitung von Kaffee erheblich.

In den folgenden Jahren wurden Filtertüten aus (chlor-)gebleichter weißer Cellulose (Papier) hergestellt. Jedoch wurde aus Umweltschutzgründen bald auch auf ungebleichte Produkte umgestellt, was dem steigenden Umweltbewusstsein der Verbraucher Rechnung trug. Heutzutage sind in Deutschland nur noch ungebleichte Filtertüten im Handel erhältlich. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass ungebleichte Filtertüten zusammen mit dem Kaffeegrund eine Bereicherung für den Kompost darstellen, was umweltbewusste Verbraucher zu schätzen wissen.

Permanentfilter als nachhaltige Alternative

Während Kaffee heutzutage in den meisten Haushalten mit elektrischen Kaffeemaschinen zubereitet wird, die Filtertüten verwenden, gibt es auch eine nachhaltige Alternative – den Permanentfilter. Dieser konnte sich zwar nicht flächendeckend durchsetzen, bietet jedoch eine umweltfreundliche Lösung für Kaffeegenießer. Moderne Permanentfilter sind in ihrer Wirkung genauso effektiv wie Filtertüten aus Papier. Sie bestehen aus verschiedenen Materialien, darunter Edelstahl oder goldbeschichteter Kunststoff. Die Goldbeschichtung soll sicherstellen, dass das Kaffeearoma auch bei längerem Gebrauch des Filters nicht beeinträchtigt wird.


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Die Lebensdauer von Permanentfiltern ist beeindruckend – laut Herstellerangaben können sie bis zu 1.000 Mal ohne Geschmackseinbußen verwendet werden. Trotz des höheren Anschaffungspreises rechnet sich dies langfristig und bietet eine nachhaltige Alternative zu Einweg-Filtertüten. Einige Kaffeemaschinenmodelle bieten sogar die Möglichkeit, mit einem Permanentfilter nachgerüstet zu werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Größe des Permanentfilters dem Originalfilter entspricht. Die Spülmaschinentauglichkeit ist ein weiterer Faktor, der bei der Auswahl eines Permanentfilters berücksichtigt werden sollte.

Fazit: Tradition und Innovation im Kaffeefilter

Die Geschichte des Kaffeefilters ist geprägt von Tradition und Innovation. Vom „Aus-dem-Kaffeesatz-lesen“ über die Seihkannen bis hin zu den modernen Filtertüten und Permanentfiltern hat sich die Zubereitung von Kaffee stetig weiterentwickelt. Die Erfinder und Entwickler, allen voran Melitta Benz, haben dazu beigetragen, dass Kaffeeliebhaber heute auf eine Vielzahl von Methoden zurückgreifen können, um ihren Kaffee auf die gewünschte Weise zu filtern. Ob man sich für die Einfachheit der Filtertüte oder die Nachhaltigkeit des Permanentfilters entscheidet, bleibt letztendlich eine Frage des persönlichen Geschmacks und Umweltbewusstseins.


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