Brasiliens Kaffeebauern in der Krise – aus der Not eine Tugend schaffen?
Kaffeebauern in Brasilien hatten es in den letzten zwei Jahren nicht leicht. Lange Dürreperioden haben dazu geführt, dass die Ernten um einiges karger ausfielen, als zunächst erhofft und prognostiziert. Auch für die Ernte für die Saison 2015/2016 sieht es nicht viel besser aus: in manchen Regionen Brasiliens soll mit Einbußen von 2 – 40 Prozent zu rechnen sein.
Doch wo viel Schatten, gibt es natürlich auch Licht: einige der brasilianischen Kaffeebauern haben die Gelegenheit genutzt, um ihre Felder und Anbaustrategien zu wechseln und damit in Zukunft die Qualität der Kaffeebohnen zu steigern und so die Verluste vielleicht bald schon wieder aufzufangen.
Brasilien ist noch auf Platz 1 bei der Kaffeeproduktion
Trotz der Ernteeinbußen ist Brasilien immer noch auf dem ersten Platz, wenn es um die weltweite Kaffeeproduktion geht. Rund 34 % stammen aus Brasilien, in 16 der 27 Provinzen des Landes wird die wertvolle Bohne angebaut, wobei ein Hauptteil aus Parana stammt. Hauptsächlich wird die Bohne „Arabica“ angebaut, aber auch feinste Edelsorten wie die Bahia-Bohne kommen von hier (die schafft es allerdings nur selten in den Export, sie ist so gut, dass die Brasilianer sie lieber selbst verzehren!).
Die eigentlich guten Umstände der Region, das üppige Hochland und die vielen Berge, sind jetzt auch der Grund für die schlechte Ernte. Denn es ist schwierig, ein wirklich funktionierendes (und gleichzeitig rentables) Bewässerungssystem zu installieren. Vor allem könnten sich das auch nur die wenigsten Kaffeebauern leisten, denn auch, wenn in den letzten Jahren die aggressive Preispolitik der Einkäufer ein wenig geändert hat, so verdienen die Bauern doch immer noch viel zu wenig an ihren Produkten.
Dabei bauen die meisten Bauern fast ausschließlich für den Export an: mehr als zwei Drittel der geernteten Kaffeebohnen werden für die Reise vorbereitet und als „grüner Kaffee“, also ungeröstet und nicht entkoffeiniert, in die Welt verschickt, hauptsächlich in die USA und nach Deutschland.
Brasilianischer Kaffee – mittlerweile besser als sein Ruf?
Früher wurden die brasilianischen Arabica-Bohnen meist mit anderen Sorten vermischt. Das lag an der eher mittelmäßigen Qualität der Bohnen, die wiederum am exzessiven Gebrauch von Insektenschutzmitteln beim Anbau lag.
Doch man hat das Problem erkannt und arbeitet daran. Immer mehr der 287.000 Kaffeebauern des Landes haben die Zeit der Dürre genutzt, um grundlegende Veränderungen an ihren Feldern vorzunehmen. Sei es durch subventionierte Bewässerungsanlagen oder aber auch durch die Möglichkeit, nicht mehr über Mittelsmänner, sondern mit den Kaffee-Käufern selbst die Preise zu verhandeln. Was dabei an „mehr“ herausspringt, stecken die Bauern in ihren Anbau.
Es zeigt sich noch ein weiterer Trend beim Kaffee: Nachhaltigkeit und Bio-Anbau. Ökologisch angebaute Kaffee boomt wie nie und täglich eröffnen neue Röstereien, die nur die besten Bohnen verarbeiten wollen. Das haben natürlich auch die Kaffeebauern erkannt und so ist es kaum verwunderlich, dass viele von ihnen aus der Not eine Tugend machen und die Dürreperiode nutzen, um auf ökologischen Anbau umzustellen.
Das bedeutet: es dürfen keine chemischen Pflanzenschutzmittel oder Insektizide verspritzt werden und auch sonst gelten höchste Qualitätsanforderungen an Bohne und Land. Bekommt man eine Zertifizierung, hat sich die Mühe gelohnt.
Und dann gibt es noch einen Lichtblick für die brasilianischen Kaffeebauern, denn Experten gehen davon aus, dass die Ernten in den nächsten Jahren sowohl mengenmäßig als auch qualitativ wieder hoch gehen sollen. Das Ende der Kaffee-Krise scheint sich also abzuzeichnen.
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