Auf zum Kaffeeklatsch in den Supermarkt oder mit der Latte zur Wurst?
Rewe und Starbucks machen es möglich
Rewe streckt sich arg zur Decke und betreibt in Deutschland sehr intensives Marketing, um Marktanteile auf dem engen Sektor der Supermärkte für sich zu buchen. So konnten zuletzt Zuschauer des Spartensenders sixx beobachten, dass die Bewohner der neusten Staffel von Big Brother, die der „Frauensender“ täglich ab 22.10 Uhr in Deutschlands Wohnzimmer überträgt, ihre Bestellungen an Lebensmitteln, Getränken und Kosmetikprodukten online vornehmen. Bei wem? Ja, bei Rewe! Da rundet die neuste Meldung das Bild doch eigentlich nur noch ab: Rewe wird mit Starbucks kooperieren und Cafes des US-Unternehmens in seinen Filialen in Großstädten etablieren. Ein Konzept, welches echte Chancen auf Erfolge hat?
Aber bitte mit Sahne – zum Kaffeekränzchen in den Supermarkt!
Passionierten Fans der österreichischen Hauptstadt Wien und der dortigen Kaffeehauskultur wird es bei der Meldung sicher gepflegt den Kaffeegenießermagen von rechts auf links drehen. Zum Kaffeetrinken in den Supermarkt. Gut, der Fan der Kaffeehäuser wird auch eher nicht zu Starbucks gehen, aber das ist eher ein Thema für eine Fortsetzung, die zu einem späteren Zeitpunkt kommen wird. Ganz sicher!
Lügen wir uns nicht in die Tasche: Der Einkauf in den Supermärkten Deutschlands kann alles, nur sicher nicht als kulturelles Highlight angesehen werden – auch wenn die Marktgestalter in den letzten Jahren mühevoll versuchen, den optischen Eindruck vom Supermarkt angenehmer zu gestalten. Da freut man sich doch heute wie Bolle, wenn im Frontbereich des Supermarktes ein Bäcker als Franchiser zu finden ist, bei dem man sich auf ein Schnittchen, ein belegtes Brötchen oder ein Stück Kuchen mit Kaffee setzen kann. Und genau da will Rewe nun in der Zusammenarbeit mit Starbucks ansetzen: Im Verlauf des Jahres 2016 sollen in den Großstadtfilialen des Big Players auf dem Markt der Ketten Starbucks-Cafes etabliert werden. Ein absolutes Novum!
Zwei starke Marken kooperieren
Ziel der Kooperation der beiden Giganten soll sein, dass Einkauf im deutschen Supermarkt attraktiver gestaltet wird, auch wenn bisher noch nicht abschließend klar zu sein scheint, welche der mehr als 3.000 Märkte von Rewe mit einem Starbucks Cafe „gepimpt“ werden sollen. Das Augenmerk des Angebotes soll dabei nicht nur auf dem marken-typischen „To-Go“ von Starbucks liegen, sondern die Palette des Angebots soll der Kunde umgehend vor Ort verzehren können. Aber eben auch die Mitnahme ist möglich und da darf man sich schon etwas spöttelnd fragen, wie es ausschaut, wenn die Käufer durch den Laden flanieren oder an der Fleischtheke stehen, um sich dort genüsslich schlürfend eine Latte oder einen Capu einzufahren. Und was ist, wenn die Tasse aus der Hand gleitet und sich der Inhalt mit einem lauten Platscher durch den Laden verteilt? Bisher wurde es nämlich – in guter, alter Tradition – als „unschicklich“ angesehen, mit der Ausnahme von Kindern, essend oder trinkend durch einen Supermarkt zu flitzen.
Ja, Starbucks will den Deutschen, die als Kaffeegenießer gelten, Top-Qualität bieten und natürlich neue Kunden gewinnen. Und sie wollen dem Deutschen „den Kaffee auf schnell“ nahe bringen. Aber kann echte Kaffeekultur im eher zweckmäßigen Ambiente eines Supermarktes generiert werden? Das darf doch jetzt angezweifelt werden, ohne sich als Schwarzseher zu betätigen. Doch warten wir 2016 ab und sehen wir dann weiter – nach einem Test-Kaffeeklatsch bei Starbucks im Rewe.
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