Die interessantesten Fakten und Zahlen zu Kaffeebohnen
Deutschland, Land der Biertrinker und Biertrinkerinnen. So werden wir Teutonen im Ausland gesehen und Mal ganz ehrlich, der blonde Gerstensaft gehört auch ein wenig zum Selbstbild der Menschen hierzulande. Doch so ganz zutreffend ist dieses Deutschland-Bild nicht, wie der Deutsche Kaffeeverband mit seinen Zahlen belegen kann.
Denn das beliebteste Getränk der Deutschen ist seit Jahren der schwarze Wachmacher aus der Tasse und nicht der blonde Gerstensaft aus dem Glas. Etwa 166 Liter Kaffee konsumiert jeder Bundesbürger im Schnitt im Jahr, vom Baby bis zum Greis, wobei der eine oder andere Büroarbeiter den Schnitt deutlich nach oben verschieben dürfte.
Im Gegensatz zum Bierkonsum, der zuletzt stetig sank und erstmals seit den 1960er-Jahren die magische Grenze von 100 Litern pro Person und Jahr unterschritten hat, entwickelt sich der Konsum beim Kaffee in die andere Richtung. Das zeigt sich nicht nur beim Absatz in Cafés, sondern auch beim Verkauf von Kaffeebohnen, die in letzter Zeit parallel zum Boom der Vollautomaten immer beleibter wurden.
Mit seinem Kaffeekonsum steht Deutschland im internationalen Konsum bereits sehr weit oben. An der Spitze der Liste der größten Kaffeeliebhaber steht laut statistischem Bundesamt aber nicht etwa ein vermeintlich klassisches Kaffeeland, wie Italien.
Unsere holländischen Nachbarn verbrauchen pro Kopf im Jahr 8,3 kg Kaffeebohnen und damit mehr als 50% mehr als wir Deutschen und mehr als jedes andere Volk auf dem Globus. Auch die drei skandinavischen Länder Finnland (7,8 kg), Schweden (7,6 kg) und Norwegen (6,6 kg) müssen öfter im Supermarkt ins Kaffeeregal greifen, um ihren Koffeinbedarf zu decken.
Die vermeintlich Kaffee-verrückten Italiener (4,7 kg) folgen derweil erst einige Plätze weiter hinten im Rennen um die Kaffeekrone – Frankreichs Espresso-Liebhaber und die Amerikaner, immerhin das Land von Starbucks und Co., findet man noch weiter hinten im Ranking.
Wo kommt der Kaffee her, den wir tagtäglich konsumieren?
Doch wo kommt der Kaffee eigentlich her, der in Deutschland Jahr für Jahr verbraucht wird? Tatsächlich von gleich vier verschiedenen Kontinenten – verteilt von Asien, über Afrika sowie Nord- und Südamerika. Alle Länder mit großer Kaffeeproduktion eint, dass sie in tropischen Gefilden liegen und meist noch feuchte Hochlandregionen haben, wo die Kaffeepflanze besonders gut gedeiht.
Die Liste der kaffeeproduzierenden Länder führt überraschend Brasilien an. Im Kaffee-Business wird der Absatz üblicherweise in 60-Kilo-Säcken gerechnet und da liegt Brasilien mit 44,2 Millionen verkauften Jutesäcken voller Kaffeebohnen klar vorne – das entspricht 2,6 Milliarden Kilo, oder 5,2 Milliarden Pfundpäckchen.
Auf Brasilien folgt Vietnam mit 27,5 Millionen Säcken, dann Kolumbien (13,5), sowie Indonesien (11 Millionen) und dann kommt erst das erste afrikanische Land mit Äthiopien mit einem jährlichen Verkauf von 6,4 Millionen Säcken. Wo das Land mit den ausgeprägten Hochebenen aber vorne liegt, ist im Bereich Bio-Kaffee. Kenner schätzen äthiopischen Kaffee für fruchtige, gar blumige Noten – die haben allerdings auch einen erhöhten Säuregehalt.
Der Großteil der Kaffeebohnen, die aus Äthiopien in den Export gehen, werden auf natürliche Art und Weise behandelt. Die Frucht und die Bohne werden getrocknet und erst kurz vor dem Verschiffen voneinander getrennt. Auch Mexiko und vor allem dessen Kaffeeregionen Chiapas und Veracruz spezialisieren sich vor allem auf den Markt für Bio-Kaffeebohnen für den nördlichen Nachbarn USA.
Wo kommt der Kaffee eigentlich her und wie kam er nach Deutschland?
Seinen Ursprung hat der menschliche Kaffeekonsum wohl in der Region des heutigen Äthiopien im Nordosten Afrikas, von wo das Heißgetränk ab dem 15. Jahrhundert langsam seinen Siegeszug antrat und über arabische Händler auch nach Europa und damit in westliche Kulturen kam.
Dabei musste das heute beliebteste Getränk der Deutschen einige Hürden überwinden – hohe Vertreter der katholischen Kirche brandmarkten Kaffee einst als „Teufelsgetränk“ und drängten und drängten Papst Clemens VIII. das Getränk zu verbieten.
Das war aber nicht sonderlich erfolgreich, im Gegenteil. Ende des 16. Jahrhundert probierte das Oberhaupt aller Katholiken erstmals Kaffee und war derart überzeugt, dass er dem aromatischen Getränk seinen Segen gab.
Das trug im damals strenggläubigen Europa durchaus zur Verbreitung und Popularität bei. Doch lange limitierte ein anderes Problem die Verbreitung der Kaffeebohnen. Sie blieben lange Zeit ein absolutes Luxusgut, die man nur in speziellen Kolonialwarenläden erstehen konnte.
Malzkaffee und Muckefuck statt richtigen Kaffeebohnen
Bis zum zweiten Weltkrieg konnte sich ein Großteil der Deutschen den Kaffee schlicht nicht leisten. Lediglich zu besonderen Anlässen kam die Kaffeekanne auf den Festtisch, während sonst Ersatzprodukte konsumiert wurden, die meist aus Roggenmalz hergestellt wurden.
Dieser zumindest optisch dem Kaffee ähnelnde und euphemistischerweise Landkaffee genannte Ersatz war nicht nur geschmacklich fragwürdig, sondern enthielt nicht einmal Koffein. Erst nach dem Krieg mit der zunehmenden Globalisierung wurde Kaffee zum Massenprodukt, das sich wirklich jeder leisten konnte.
In der DDR hielt die Kaffeeknappheit noch bis zur Wende an. Kaffeebohnen waren für die Bürger des anderen deutschen Staates ein absolutes Luxusgut. Denn das sozialistische und chronisch klamme Land wollte seine wertvollen Devisen nicht unbedingt für Luxus-Güter ausgeben und nur wenige sozialistische Bruderländer produzierten überhaupt Kaffee.
Deshalb kostete eine Packung mit 125 Gramm Bohnenkaffee, also ein Viertel einer heutigen Standardpackung, satte zehn Mark und das bei einem durchschnittlichen Monatsverdienst von deutlich unter 1.000 Mark. Kein Wunder, dass Kaffeebohnen der Marken Rondo Kaffee und Kosta Melange nur selten den Weg auf ostdeutsche Küchentische schafften.
Zum Glück kann sich heute in Deutschland jeder Kaffee leisten, weswegen das Heißgetränk in der Bundesrepublik mittlerweile beliebter als Mineralwasser ist. Der Trend scheint auch in näherer Zukunft nicht abzuebben – 2019 stieg der Kaffeekonsum weiter und selbst im Lockdown-Jahr 2020 gingen die Zahlen insgesamt nach oben, weil der Verkauf von Kaffeebohnen für daheim um satte 20 Prozent stieg, wie die Lebensmittel-Rundschau berichtet.