So wirkt Kaffee auf den Körper
Die Wirkung des Kaffees
„Nicht ohne meinen Kaffee“ – so oder ähnlich geht klingt in unzähligen Haushalten Deutschlands täglich, in denen Kaffee regelmäßig konsumiert wird. Darum werden an jedem Tag in Deutschland über 70 Millionen Tassen Kaffee getrunken – es ist das heimliche Volksgetränk Nummer eins und eben nicht, wie vielfach angenommen wird, das Bier. Aber es ranken sich unzählige Mythen und Gerüchte um die braunen Bohnen – wir nehmen einige dieser Gerüchte gezielt unter die Lupe und fassen die wichtigsten neuen Studienerkenntnisse für Euch zusammen!
Macht Kaffee müde oder doch wach? Hilft er nach einem Kater wieder fahrtüchtig zu werden? Und kann man ohne Kaffee Entzugserscheinungen haben? Wir klären auf!
Zu viel Kaffee macht „immun“ hinsichtlich der Wirkung
Gerade diejenigen, die ohne den Kaffee am Morgen erst gar nicht in Schwung kommen, werden über diese neue Studie ziemlich erstaunt sein: wer jeden Tag Kaffee trinkt, bei dem bleibt der Koffeinkick irgendwann einfach aus. Es tritt quasi eine „Desensibilisierung“ ein. Das zeigen Studien der University of Bristol in Zusammenarbeit mit den Universitäten von Würzburg und Karlsruhe. Demnach soll regelmäßige Koffeinzufuhr durch Kaffee zu einer Toleranz gegen den Wachmacher führen.
Das Koffein setzt sich an den Andockstellen für das körpereigene Molekül Adenosin an, welches normalerweise einen ermüdenden Effekt hat. Dies wird durch das Koffein geblockt und hält dadurch wach.
In der Erststudie, die von dem Wissenschaftler und Erstautor Peter Rogers verfasst wurde, kam heraus, dass täglicher Kaffeekonsum irgendwann nicht mehr stimulierend wirke.
Bei der Studie mussten 379 Teilnehmer (von denen die Hälfte sonst kein oder nur wenig und die andere Hälfte häufig Koffein zu sich nimmt) 16 Stunden lang auf jegliche Koffeinzufuhr (durch Kaffee, Tee oder auch Soft-Drinks) verzichten.
Nach Ablauf der 16 Stunden bekamen die Versuchsteilnehmer entweder eine Koffeintablette oder aber eine Tablette ohne Wirkstoffe, ein sogenanntes Placebo. Und was kam dabei heraus? Die Probanten, die sonst viel Kaffee tranken und ein Placebo bekamen, klagten über Kopfschmerzen und einen weniger „fitten“ Allgemeinzustand.
Macht Kaffee nüchtern nach Alkoholgenuss?
Wer kennt das nicht? Man wacht morgens nach dem rauschenden Fest mit einem mittelschweren Kater auf und möchte kurz mit dem Auto Brötchen holen fahren. Da muss man vorher einen Kaffee trinken, um auch wirklich wach und reaktionsfähig zu sein, richtig? Falsch!
Wissenschaftler der Universität von Northern Kentucky haben jetzt das Zusammenspiel von Alkohol und Koffein untersucht, mit ziemlich überraschenden Ergebnissen. Bei der Studie wurde das Reaktionsvermögen von 80 Probanden zwischen 18 – 80 Jahren überprüft, die zuvor entweder einen entkoffeinierten Softdrink oder drei verschieden hoch koffeinierte Drinks zu sich genommen hatten. Im Verlauf des Versuchs sahen die Teilnehmer der Studie nun eine Abfolge von Bildern und sollten jedes Mal, wenn ein grünes Objekt auf dem Monitor erschien, einen Knopf drücken.
Wirklich schnell reagierten bei dem Test nur diejenigen mit geringstem Koffeingehalt: die Reaktionszeit bei ihnen verkürzte sich um beinahe zehn Millisekunden. Diejenigen, die den höchsten Koffeingehalt im Kaffee hatten, waren teilweise sogar langsamer als sonst.
Die Konklusion dieser Studie: um nach Alkohol wieder fit zu werden, gilt nicht „viel hilft viel“, sondern eine Tasse Kaffee ist vollkommen ausreichend.
Im nächsten Test kombinierten die Forscher Alkohol mit koffeinhaltigen Softdrinks – hier war die Reaktionszeit nicht nur extrem verlangsamt, sondern auch vollkommen außer Kontrolle. Auch, wenn die Teilnehmer der Studie sich frisch und reaktionsbereit fühlten. Alkohol und Unmengen an Koffein sind also alles, nur ganz sicher nicht empfehlenswert.
Ständig gestresst durch zu viel Kaffee?
Wann immer wir uns „fit“ fühlen müssen, zum Beispiel bei der Arbeit oder vor wichtigen Prüfungen, ist der Griff zur Kaffeetasse für viele von uns selbstverständlich, um hohe Leistungen oder Konzentrationsbereitschaft abrufen zu können. Doch woran liegt das eigentlich und was tun wir unserem Körper dadurch an?
Koffein im Kaffee regt die Ausschüttung von Adrenalin in der Nebenniere an. Und Adrenalin ist ein Stresshormon, welches Energiereserven freisetzt. Die ist ursprünglich „vom Körper so angedacht“, um in Notsituationen und Gefahr schnell und schier „übermenschlich“ reagieren zu können.
Allerdings kommen wir heutzutage eher selten in solche Situationen, pushen uns aber durch den Kaffee immer wieder hoch – lässt der Adrenalinkick dann irgendwann nach, fühlt man sich schlapp, ausgepowert und kann mit Kopfschmerzen oder Müdigkeit zu kämpfen haben (bis zum nächsten Kaffee-Schub, der uns wieder hochpowert).
Noch dazu regt Koffein auch noch die Produktion von Norephinephrin, einem weiteren Stresshormon im Körper, an. Dies führt dazu, dass durch den Kaffee unsere Herzfrequenz beschleunigt wird und der Blutdruck steigt. Dem Körper wird durch die konstante Kaffeezufuhr also vorgegaukelt, dass er sich in einer Gefahren- oder Stresssituation befindet, und das kann uns auf Dauer ziemlich schlauchen.
Süchtig nach Kaffee?
Nimmt man jeden Tag größere Mengen Kaffee (und damit auch Koffein) zu sich, kann es zu gewissen Nebenwirkungen oder gar Entzugserscheinungen kommen, wenn der „Nachschub“ mal nicht stimmt. Diese äußern sich vor allen Dingen durch Kopfschmerzen bis hin zur Migräne, Einschlafschwierigkeiten, Nervosität oder Probleme mit dem Magen.
Ist der Körper an die Zufuhr gewöhnt, treten diese Symptome meist nur auf, wenn man den Kaffee plötzlich absetzt. Will man mit dem Kaffee gänzlich aufhören, sollte man sich darauf gefasst machen, für etwas mehr als eine Woche unter den Symptomen zu leiden – allerdings können diese durch die Einnahme von rezeptfreien Medikamenten meist leicht unter Kontrolle gebracht werden.
Ist Kaffee nun gesund oder ungesund?
Wie bei so vielen Dingen im Leben, die zur Kategorie der Genussmittel gehören, kann man auf diese Frage nur antworten: es kommt immer auf die Menge an. Es kommt darauf an, welche Mengen man täglich zu sich nimmt, wie man sich ansonsten ernährt, ob man genügend Schlaf bekommt etc., etc. – die Faktoren sind breit gestreut.
Kaffee gilt prinzipiell als stimmungsaufhellend, gefäßerweiternd, konzentrationsverbessernd und vitalisierend. Noch dazu kann der Kaffe verdauungsunterstützende Wirkung haben und gerade Senioren dabei helfen, abends besser einzuschlafen.
Laut den neuesten Studien können die im Kaffee enthaltenen Antioxidantien sogar vorbeugend in Bezug auf Krebs wirken, auch wenn die Untersuchungen hierzu derzeit noch in den Kinderschuhen stecken.
Insgesamt kann man sagen, dass ein Kaffeekonsum von 2-3 Tassen am Tag sogar gut für die Gesundheit sein kann – wenn man sich in einem normal guten Gesundheitszustand befindet.
Man sollte nur darauf achten, es mit den Mengen nicht zu übertreiben – wie bei allen anderen Genussmitteln auch – und dann ist alles im grünen Bereich.