Kaffee in Guatemala
Kaffee aus Guatemala – mondäner Genuss aus einem bewegten Land
Guatemala und der Kaffeeanbau
Guatemala ist ein kleines, aber bevölkerungsreiches Land. 15 Millionen Einwohner leben auf einer Fläche, so groß wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen. Hier, im Süden der Halbinsel Yucatán, befindet sich die kulturträchtige und farbenfrohe geografische Mitte des Kontinents Amerika. Unterschiedliche Klimazonen und eine reiche Vielfalt an verschiedenartigen Landschaften sowie eine reiche Fauna und Flora zeichnen das Land aus. In diesem Land der Vulkane und uralten indianischen Kulturstätten entstand ein kulturelles und wirtschaftliches Gefüge, in dem auch der Kaffeeanbau schon sehr lange einen festen Platz hat. Guatemaltekischer Kaffee wird an den fruchtbaren Berghängen der Vulkane angebaut und geerntet. Er hat ein herzhaftes und zugleich vollmundig-sanftes Aroma mit unverwechselbaren rauchigen Untertönen. Diese Aromen sind Kinder der vulkanischen Erde, geboren im Wechselspiel heißer Tage und kühler Nächte. Die Kaffeevarietäten aus Guatemala zählen heutzutage wieder zu den hochwertigsten weltweit.
Guatemala Land und Leute – Wissenswertes
Guatemala ist nicht nur eines der ärmsten Länder der Welt, sondern ein in mehrfacher Hinsicht bewegtes Land. Davon zeugen seine zweiunddreißig zum Teil noch aktiven Vulkane ebenso, wie die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse des Landes. Die Menschen des Landes leiden seit Jahrzehnten unter instabilen Verhältnissen und Korruption. 36 Jahre blutiger Bürgerkrieg (1960 bis 1996) haben ein Land zurückgelassen, in dem Drogenhandel und Bandenkriminalität in den Städten zum Alltag gehören. Erst im Frühjahr 2015 wurde Guatemalas Regierung von einem großen Korruptionsskandal im Gesundheitssystem erschüttert. Demonstrationen gegen das bestehende politische System sind an der Tagesordnung. Besonders der indigene Teil der Bevölkerung dringt auf grundsätzliche Mitbestimmung in politischen Fragen und Verfassungsänderungen.
Mit 60 % der Einwohner stellen die Mestizen den größten Anteil an der Bevölkerung. Etwa 38 % der Menschen Guatemalas sind Nachfahren der alten Hochkulturen der Mayas. Sie sprechen Spanisch oder eine der 22 indigenen Sprachen des Landes. Etwa 30 % der Guatemalteken sind Analphabeten. Eine der Ursachen für diese Missstände war die teilweise flächendeckenden Bombardierung ländlicher Lebensräume während des langjährigen Bürgerkrieges. Die Menschen wanderten ab in die Städte und arbeiten nun für Hungerlöhne in Industriebetrieben, die nur Teilprodukte fertigen und ausländischen Unternehmen zuarbeiten. 53 % der Guatemalteken sind arm und ca. 13 % der Menschen leiden sogar unter extremer Armut. In Guatemala besitzen 2 % der Bevölkerung 65 % des Landes. Der Reichtum konzentriert sich nur auf die Oberschicht, die die Geschicke des Landes bestimmt. Trotz der extrem schwierigen Lebensumstände und der allgegenwärtigen Armut zeigt sich das Leben in Guatemala farbenfroh und die Menschen sind offen und herzlich.
Das nördlich gelegene Drittel des Landes – die Region El Petén mit nur 40.000 Einwohnern – ist von dichtem Regenwald geprägt. Hier liegen, zum größten Teil noch im Regenwald verborgen, die uralten Ruinenstädte der Mayakulturen. Tikal und Cival sind faszinierende Anziehungspunkte für Touristen. Das Klima dieser Region ist sehr feucht und heiß.
Sehr viel angenehmer für Europäer ist das klimatisch gemäßigte Hochland mit dem Lago de Atitlán und den ihn umgebenen Vulkanen. Eine fruchtbare, dicht besiedelte Region, in der auch die Hauptstadt Guatemala-Stadt mit ca. 1,1 Mio. Einwohnern sowie weitere kleinere Städte liegen. Mit einer Höhe von 4220 m ist der Tajumulco der höchste Berg des Landes. In der Vulkankette rings um den See sind drei Vulkane noch aktiv. Das Besteigen der Berge ist möglich, aber nicht ungefährlich. Die Hänge sind stellenweise so heiß, dass die Einheimischen in der Lava ihre Snacks grillen.
Im Norden grenzt das Land an den Pazifik und an Mexiko. Der südlich gelegene Küstenstreifen Guatemalas am Pazifik mit seinem dunklen Strand wirkt, abgesehen vom Hafen Puerto Quetzal und dem Kaffeehafen Champerico, noch ziemlich unberührt. Im Osten Guatemalas liegt ein großer See, der Lago de Izabal. Guatemala besitzt mit der Hafenstadt Puerto San José einen Zugang zum Golf von Honduras, einem Teil des Karibischen Meeres.
Neben Kaffee – Guatemala ist der 7. größte Kaffee-Exporteur weltweit – exportiert das Land vor allem Textilien, Bananen, Zucker und Kardamom. Haupthandelspartner sind die USA mit einem Anteil von ca. 38 %. Die EU-Staaten haben mit ca. 6 % einen eher geringen Anteil an der Exportstatistik Guatemalas.
Hochlandkaffee aus Guatemala
Die bekanntesten guatemaltekischen Kaffeeanbauregionen befinden sich westlich von Guatemala-City. Fruchtbare Vulkanböden und gemäßigtes Klima bieten hier beste Voraussetzungen für den Anbau von Arabicakaffee.
Guatemalas Gesetze sind zwar auf den Schutz der Natur ausgerichtet, in der Regel kümmert sich aber kaum jemand um die Vorschriften. Eine Ausnahme bildet die Kaffeeanbauregion Trifinio, im Südosten des Landes gelegen – im Hochland an der Grenze zu Honduras und El Salvador. Hier wird seit Anfang der 1990er Jahre mit staatlichen Förderprogrammen auf den Schutz der Umwelt und die Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse hingearbeitet. Trifinio, das Dreiländereck Guatemalas, ist eine Landschaft von einzigartiger biologischer Vielfalt. Die Kaffee-Kleinbauern dieser Region haben sich zu Kooperativen zusammengeschlossen, um ihre Produkte zu besseren Preisen auf dem Weltmarkt absetzen zu können.
Kaffeeanbau in Guatemala – Historie indigenen Elends
Um 1880 wurden Tausende Indios unter schlimmsten Bedingungen zur Zwangsarbeit im Eisenbahnbau verpflichtet. Der Bau der Eisenbahnstrecke forderte viele Menschenleben. Die Bahnverbindung wurde für die Bewirtschaftung der Kaffeeplantagen gebraucht. Bis 1930 wurden die Nachfahren der Maya zudem zur Arbeit auf den Kaffeeplantagen gezwungen. Die Gouverneure der Verwaltungsdistrikte bestimmten autoritär über das Leben der indigenen Bevölkerung. Mit der Militärdiktatur 1933 bis 1944 wurde zumindest der Umfang der Zwangsarbeit geregelt. Nun waren die Indios „nur“ noch 90 Tage jährlich dazu verpflichtet, im Kaffeeanbau oder Straßenbau zu arbeiten. Dieses gesetzliche Ausbeutungssystem endete 1945. Durch ein perfide ausgeklügeltes Kreditsystem hielten die Plantagenbesitzer ihre Arbeiter jedoch bis in die 1960er Jahre in finanzieller Abhängigkeit.
Mit Beginn der 1970er Jahre unterstützte die katholische Kirche den Aufbau von Bauerngenossenschaften zur Verbesserung der sozialen Zustände. Während der antikommunistischen Periode zum Ende dieses Jahrzehnts versuchte man die Uhr wieder zurückzudrehen. Die Regierung zwang mehr als 1 Mio. Indiobauern aus dem Hochland, ihre angestammten Dörfer zu verlassen und sich in kontrollierbaren Wehrdörfern niederzulassen. Die Genossenschaften wurden zerschlagen, zahlreiche Menschen flüchteten nach Mexiko und Tausende starben.
Erst 1986 – im Zuge der Demokratisierung des Landes – begann sich die indigene Bevölkerung wieder für ihre Interessen zu organisieren und das Monopol der Plantagenbesitzer bekam erste Risse. Ein Meilenstein in Richtung einer menschlicheren Entwicklung im Kaffeeanbau bildete die Neugründung von Genossenschaften der indigenen Kleinbauern zur Weiterverarbeitung und Vertrieb des Kaffees ohne Zwischenhändler.
Kinderarbeit, Analphabetentum und extreme Armut
Auch, wenn durch die Zusammenschlüsse der Kleinbauern einige Verbesserungen für Teile der Bevölkerung erreicht werden konnten, lebt ein großer Teil der indigenen Guatemalteken noch immer in extremer Armut. Theoretisch besteht in Guatemala zwar der Anspruch auf einen Mindestlohn von 2200 Quetzal. Praktisch ist dieser Mindestlohn aber nicht durchsetzbar. Bei dem Mangel an Bildung, der hohen Anzahl der Analphabeten und angesichts der herrschenden Machtverhältnisse bleibt den Plantagenarbeitern kaum eine Chance, sich gegen die geringe Entlohnung und die Ausbeutung zu wehren. Alle Familienmitglieder müssen bei der Plantagenarbeit mithelfen. Den Familien bleibt keine andere Wahl, wenn sie überleben wollen. Viele Kinder sind unterernährt und in schlechtem gesundheitlichen Zustand. Zudem fehlt den Familien das Geld, Ihre Kinder zur Schule zu schicken. Die Kosten für Unterrichtsmaterialien sind von den Eltern zu tragen. Die schwierigen Lebensumstände werden zusätzlich durch tief greifende gesundheitliche Schäden erschwert, die die Menschen durch fehlende Schutzvorkehrungen gegen die auf den Plantagen verwendeten Pestizide erleiden.
Blick in eine mögliche Zukunft: Es geht auch anders
In Deutschland interessieren sich immer mehr Menschen für die Bedingungen, unter denen die Produkte, die sie kaufen, hergestellt werden. Das gilt auch für die Konsumenten von Kaffee. Die Zustände auf den Kaffeeplantagen finden hierzulande durch zahlreiche Publikationen und Dokumentationen Beachtung. Viele Konsumenten sind bereit, für ihren Kaffeegenuss mehr Geld auszugeben, wenn sich dadurch die Lebensbedingungen der Menschen in den produzierenden Ländern verbessern.
Auch in Guatemala gibt es hoffnungsträchtige Beispiele. Einige große Kaffeeanbieter haben die Zeichen der Zeit erkannt und vor Ort soziale Projekte zur Verbesserung der Lebensumstände gestartet: Tchibo initiierte beispielsweise ein Bildungsprojekt für Kinder in der Region Jacaltenango. Das Unternehmen setzt mittelfristig auf Kaffee aus 100 % nachhaltiger Produktion. Auch der Guatemala Bio Kaffee von Christof Feichtinger wird im Direkthandel von Kleinbauernkooperativen in Guatemala eingekauft und im Lande geröstet. Der über Fair-Trade Produkten liegende Preis trägt dazu bei, den Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen.
Ein ganz besonderes Projekt ist das 500-Seelen-Dorf Lampocoy in der Region Nuevo Oriente, im östlichen Hochland Guatemalas. Der deutsche Fernsehautor Dethlev Cordts entdeckte im Jahre 2011 das besondere Aroma dieses Arabica-Kaffees und brachte den Kaffee nach Europa. Bereits 2013 gewann der nach Kakaoaromen und warmer Erde duftende Kaffee in Nizza einen Preis. Die Kleinbauern erhalten im Direct Handel für Ihren Kaffee einen Preis, der etwa 40 % über dem Welthandelspreis liegt.
Die Einnahmen sowie zusätzliche Spenden werden in Abstimmung mit den Bauern für Gesundheitsstationen, Schulen und den Ausbau der Infrastruktur des Umfeldes eingesetzt. Schwierig gestaltet sich die finanzielle Situation des Projektes durch den niedrigen Eurokurs im Vergleich zum Dollar. Die Kaffeepreise der Bauern wurden im Januar für das laufende Jahr festgesetzt. Statt der in 2014 gezahlten 117 Euro für 46 kg Kaffee muss nun für dieselbe Menge Kaffees aufgrund des Kursverfalls ein Viertel mehr in Euro aufgewendet werden. Diese Differenz wurde mit privaten Finanzmitteln ausgeglichen. Da dieser Kaffee nicht mit Börsengeschäften abgesichert wird, machen solche Kursschwankungen dem kleinen, privaten Projekt schwer zu schaffen.
Veränderungen brauchen Zeit. Flächendeckend sind Verbesserungen der Lebensqualität der Menschen nur durch grundlegende Veränderungen in Politik und Gesellschaft möglich. In Guatemala gestalten sich Reformen in diesem Bereich schwierig, weil die großen Unternehmen eng mit Politik und Militär verflochten sind. Doch das Land ist in Bewegung und es steht zu hoffen, dass durch die Demonstrationen und die Wahlen in 2016 grundsätzliche Verbesserungen für die arme Bevölkerung auf den Weg gebracht werden.
Unser Tip
Wer daran interessiert ist das Lampocoy Projekt zu fördern erhält dafür einen Spitzenkaffee im Shop der Hannoverschen Kaffeemanufaktur. Die Hannoversche Kaffeemanufaktur röstet den Kaffee aus Guatemala perfekt und verwendet ihn in den hauseigenen Kaffeemischungen.
Weiterführende Links
Info über Lampocoy und das Fair-Trade Kaffee Projekt
Hannoversche Kaffeemanufaktur