Thailand: Echter Kaffee, wo bist du?
Nicht selten sind gerade Thailandurlauber aus Europa wirklich aufgeregt, wenn sie die Reise nach Südostasien antreten. Warum? Nun, Sumatra und Java sind nicht weit entfernt und das ließe eigentlich vermuten – eher hoffen – dass man in seinem Thailandurlaub direkten Zugriff aus die erlesensten Kaffeesorten hat. Doch wie sieht es wirklich aus? Der Reality Check jedenfalls fällt eher ernüchternd aus. Im Königreich Thailand – wie eigentlich mittlerweile überall auf der Welt – dominiert der Instant-Kaffee!
95 Prozent des in Thailand konsumierten Kaffees ist Instant-Kaffee!
Da wird sich der Kaffeefan aus Deutschland umschauen, wenn er erstmals thailändischen Boden betritt und darauf hofft, mit erlesenen Kaffeesorten aus Sumatra oder Java verwöhnt zu werden. Der Instant-Kaffee regiert in Thailand den Markt. Und das so sehr, dass rund 95 Prozent des Kaffees, der in Thailand von den Thai, den Farang (weißen Ausländern) und Touristen konsumiert wird, auf der Basis der „Fertig-Kaffeesorten“ basieren.
Dabei ist es eigentlich wirklich paradox. Da ist man so nah an den Kaffeeanbaugebieten und der echte Kaffee scheint ferner denn je zu sein. Doch woran liegt es, dass in ganz Südostasien der Kaffee – Bohnen-Kaffee – so knapp oder unerschwinglich teuer ist, wo man doch die Anbaugebiete vor der Haustüre hat? Das ist einfach erklärt. In der restlichen Welt ist die Nachfrage nach den kostbaren Kaffeebohnen so hoch, dass der geerntete Kaffee nicht nach Asien, nach Afrika oder nach Mittel- und Südamerika wandert, sondern nur für den Export bestimmt ist. Dort werden die Bohnen veredelt und müssten zurück ins Land eingeführt werden, wo die Kaffeebohnen wachsen. Damit wäre aber der Kaffee so teuer, dass er für die Normalbevölkerung unerschwinglich wäre. Aus diesem Grund weichen zum Beispiel die Thai auf den weitaus preiswerteren Instantkaffee aus.
Kann man auch auf Phuket „echten Kaffee“ trinken?
Natürlich gibt es in Thailand und besonders auf der beliebten Urlaubsinsel Phuket Cafés, die Bohnenkaffee anbieten. Nur wird man sich als Europäer gepflegt die Augen reiben, wenn man mit dem Preis konfrontiert wird. Da ist die Tasse Kaffee dann häufig teurer als die Tagesmiete für ein Auto oder einen Motorroller! Da bleibt es für die Touristen eher beim schmachtenden Gedanken an einen Espresso, einen Cafe Latte oder einen Cappuccino. Stattdessen muss man sich als Urlauber an den Kaffee aus den Chemieküchen amerikanischer Konzerne gewöhnen, der häufig wie ein flüssig gewordener Smogalarm im Mund schmeckt.
Und auch der Instantkaffee in Thailand ist weit davon entfernt, ein Schnäppchen zu sein. Da hat der globale Markt seine volle Bandbreite entwickelt. Vietnam und Indonesien sind, das ist unstrittig und bekannt, der zweit- und viertgrößte Produzent von Kaffeebohnen der Sorte Robusta – weltweit! Fast 100 Prozent der Produktion wandern ins Ausland, um dort veredelt zu werden – zu Kaffeebohnen oder auch zu Instantkaffee. Und exakt dieser Instantkaffee wandert dann wieder, mit einem satten Aufschlag für die Bearbeitung, zurück in die Herkunftsländer der Bohnen, um dann als Kaffeegemisch auf dem Frühstückstisch von Touristen zu landen.
Es wäre also falsch, mit großen Kaffeeerwartungen nach Thailand zu reisen, nur weil man einige Hundert Kilometer von der Herkunftsstelle der Bohnen urlaubt. Das Monopol auf leckeren Kaffee hat der Westen sich „animportiert“.