Gefährlicher Wachmacher? Acrylamid im Filterkaffee
Kaffee – und gerade der praktische Filterkaffee, den man abgepackt und relativ günstig fast überall finden kann – gehört immer noch zu den Lieblingsgetränken der Deutschen. Rund 165 Liter Filterkaffee trinkt der deutsche Durchschnittsbürger in einem Jahr im Schnitt.
Aber Untersuchungen haben ergeben, dass sich in vielen abgepackten Filterkaffees Acrylamide finden und die stehen in dem dringenden Verdacht nicht nur krebserregend zu sein, sondern auch erbgutschädigend wirken zu können. In einer Untersuchung lagen vier von acht Filterkaffee-Proben über dem vorgegeben Signalwert für Acrylamide von 2010 – allerdings gibt es seit 2011 in Europa einen neuen, höheren Richtwert. Trinken wir also die Gefahr in Tassen?
Welcher Filterkaffee ist betroffen?
Bei einer Stichprobe sind es überraschenderweise nicht die günstigen Supermarkt-Kaffees, die was die Belastungen angeht herausstechen, sondern bekannte Marken mit einem eigentlich guten Ruf:
– Jacobs Krönung
– Jacobs Auslese
– Tschibo Feine Milde sowie
– Eduscho Gala Nr. 1
Diese Sorten lagen in Teilen weit über dem deutschen Signalwert, der bis 2010 galt und bei 280 Mikrogramm Acrylamide pro Kilogramm beziffert wurde. Allerdings gilt seit 2011 europaweit ein neuer, höherer Signalwert von 450 Mikrogramm, und der wurde von keiner der Kaffeesorten überschritten – immerhin etwas!
Wie entsteht Acrylamid im Filterkaffee?
Kaffeebohnen müssen, bevor sie gemahlen und aufgebrüht werden, zunächst einmal geröstet werden. Ein wirklich guter Kaffee wird langsam und auf niedrigen Temperaturen geröstet, damit sich die Kaffeearomen voll entfalten können und die Bohne nicht verbrannt, sondern angemessen geröstet wird. Aber langsames Rösten bedeutet auch mehr an Arbeitszeit und höhere Energiekosten. Deswegen rösten viele Industrieröstereien lieber stark und kurz, statt schonend und langsam. Dabei werden die Kaffeebohnen auf 400° Celsius „geprügelt“ und knappe zwei Minuten stark angeröstet. Und genau dann, je kürzer und heftiger Lebensmittel erhitzt werden, können die gefährlichen Acrylamide entstehen.
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Verbraucherschützer wissen um die Problematik, sind allerdings recht hilflos gegenüber den Bestimmungen, die innerhalb Europas einheitlich vorgegeben werden. Eigentlich werden Lebensmittelproduzenten schon seit 2002 dazu aufgefordert, den Anteil an Acrylamiden so gering wie möglich zu halten. Doch mit dem „Kippen“ des Signalwerts von 2010 wurde klar, dass dies ein verlorener Kampf war. Die Begründungen für den höheren Signalwert sind schwammig, doch die nahe liegende Begründung sollte klar sein: Die Kaffeeindustrie ist eine Branche mit Milliardenumsätzen – und die sollen möglichst maximiert werden.
Wie waren die Reaktionen der betroffenen Hersteller?
Natürlich berufen sich die Hersteller, in deren Proben hohe Acrylamid-Werte gefunden wurden, auf die europäischen Richtlinien – womit sie ja auch irgendwie recht haben, schließlich sind solche Regelungen genau dafür da. Allerdings behaupten sie auch, dass eine Minimierung der Werte nicht möglich sei, ohne Auswirkungen auf Geschmack und die Qualität des Filterkaffees zu haben.
Allerdings scheint es sehr wohl auch anders zu gehen, denn in den Proben, die zum Beispiel von Melitta oder Dallmayr, aber auch überraschenderweise vom Günstiganbieter Aldi hatten weniger als die Hälfte an Acrylamiden.
Was kann man als Verbraucher tun?
Muss man jetzt auf seinen geliebten Filterkaffee verzichten? Nein! Filterkaffee wie „Melitta Auslese Klassisch“ oder „Mövenpick der Himmlische“ liegen sogar noch unter dem deutschen Signalwert von 2010 – und wenn Sie ganz auf Nummer sicher gehen wollen, können Sie in kleinen Kaffee-Manufakturen oder aus dem Internet langsam gerösteten Filterkaffee erwerben, bei dem durch die langsame und schonende Zubereitung das Risiko von Acrylamiden so gut wie eliminiert wird.