Kaffee im Faktencheck: Preisexplosion, Umweltproblem oder Gesundheitselixier?
Von der Plantage bis zur Tasse – ein Getränk im Spannungsfeld
Kaum ein anderes Getränk ist so fest in unseren Alltag eingebrannt wie Kaffee. Morgens im Büro, nachmittags im Café, unterwegs im Pappbecher. Doch seit Monaten klagen Konsumenten: Der Preis zieht an. Im August lag er rund ein Viertel höher als im Vorjahr. Schnell ist ein Schuldiger gefunden: die steigende Nachfrage. Aber so einfach ist die Erklärung nicht.
Teuer dank Klimawandel
„Kaffee ist ein extrem sensibles Produkt“, sagt Christoph Gornott, Agrarökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Schon kleine Veränderungen bei Temperatur oder Luftfeuchtigkeit können ganze Ernten gefährden.“ In Brasilien herrschte Dürre, in Vietnam verschoben sich die Regenzeiten, Ostafrika kämpfte mit Trockenperioden – gleich mehrere Hauptanbaugebiete litten gleichzeitig. Die Folge: weniger Bohnen, höhere Preise.
Zwar steigt die weltweite Nachfrage kontinuierlich, auch Logistikprobleme und Transportkosten trugen ihr Übriges bei. Doch der Klimawandel bleibt der stärkste Preistreiber. Künftig könnte es häufiger zu Engpässen kommen. Hoffnung liegt in robusteren Sorten wie Liberica, die besser mit Hitze und Schädlingen zurechtkommen.
Schwarzes Gold mit ökologischem Schatten
Kaffee gilt oft als klimaschädlich. Tatsächlich werden pro Tasse im Schnitt 140 Liter Wasser verbraucht, Dünger und Pestizide belasten die Böden, teils wird Regenwald gerodet. Der CO₂-Fußabdruck: 50 bis 100 Gramm pro Filterkaffee, ohne Milch.
Doch es gibt auch positive Beispiele. In Ostafrika setzen Kleinbauern auf Agroforstsysteme: Sie pflanzen Kaffeebäume in bestehenden Wäldern – was Biodiversität und Bodenqualität schützt. Studien zeigen, dass eine nachhaltigere Produktion den Ausstoß um bis zu 77 Prozent verringern könnte. Selbst in Brasilien lässt sich Kaffee im großen Stil umweltfreundlich anbauen – wenn auf Chemie verzichtet wird und Transportwege kürzer werden.
Ungesund? Im Gegenteil!
Lange hielt sich das Gerücht, Kaffee sei schädlich: er mache nervös, dehydriere, steigere das Krebsrisiko. Historiker Jonathan Morris von der University of Hertfordshire vermutet, dass diese Mythen gezielt von Herstellern konkurrierender Produkte gestreut wurden.
Heute gilt: Bis zu sechs Tassen pro Tag sind unbedenklich. Kaffee treibt nicht den Blutdruck dauerhaft in die Höhe, er entwässert nicht und steht sogar im Verdacht, die Lebensdauer zu verlängern – zumindest legen dies aktuelle Korrelationsstudien nahe. Wer empfindlich auf Koffein reagiert, sollte allerdings den Konsum am späten Abend vermeiden, da sonst die Schlafqualität leiden kann.
Fazit: Ein differenziertes Bild
Kaffee ist weder der alleinige Klimakiller noch das Wundermittel. Seine Preissteigerungen sind Ausdruck einer Welt im Wandel – mit wachsender Nachfrage, fragilen Lieferketten und den Folgen des Klimawandels. Nachhaltiger Anbau zeigt, dass Genuss und Umweltverträglichkeit kein Widerspruch sein müssen. Und gesundheitlich gilt: Wer Kaffee in Maßen trinkt, darf sich eher freuen als sorgen.